1. ADVENTSONNTAG
In der Adventzeit geht es darum, das in uns vielleicht nur schlummernde Bewusstsein wach zu rufen, dass Jesus, dass Gott in unserem Leben „ankommen“ will. Denn das heißt „Advent“, Ankunft Gottes. Gott will in unserem Leben ankommen, heilsam anwesend sein und wirken. Immer wieder, in den unterschiedlichsten größeren und kleineren Ereignissen klopft er bei uns an. Aber wir müssen ihm aufmachen. Wir müssen es ihm ermöglichen, dass er in unserem Leben wirksam anwesend sein kann, uns in Bewegung bringt, unser Herz berührt.
„Bleibt also wachsam“, sagt Jesus. Katastrophen, Erdbeben, Fluten, Kriege, Terroranschläge, aber auch persönliche Schicksalsschläge, wie eine tödliche Krankheit oder der Tod eines nahestehenden Menschen … sind alles Zeichen für die Zerbrechlichkeit und Vorläufigkeit unserer Existenz und unserer Welt.
Jesus erinnert an all diese Dinge, nicht um Angst zu machen, sondern um wach zu rütteln. Seid wachsam! Haltet Kontakt mit Gott, lasst eure Beziehung zu ihm nicht schwächer werden, weil viele andere Dinge im Leben euch in Beschlag nehmen und euch wichtiger erscheinen. Jesus sagt: „Passt auf, dass euch nicht das Verlangen nach Wohlstand und die Gier nach Luxus, auch nicht die Sorgen des Alltags vom Ziel ablenken!“
Welche sind meine Alltagssorgen? Was beschäftigt mich am meisten? Welche Gedanken, Erwartungen und Ziele spuken in meinem Kopf herum? Hat Gott da noch Platz? “Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt!"
Unsere Vertrauensbeziehung zu Gott muss gepflegt werden. Wir müssen uns um sie kümmern. Sonst schläft sie ein. Wir drohen immer wieder schlaff und müde zu werden. Lasst euch nicht verblenden, lasst euch nicht ablenken. Nur bei Gott findet ihr den letzten Halt und die tiefste Geborgenheit, wonach ihr euch im Grunde genommen immer sehnt.
Friedrich Nietzsche (2. Hälfte des 19. Jh.) hat gesagt: „Gott ist tot!“ Das waren Worte für eine hochintellektuelle, philosophische Welt. Aber diese Worte werden immer aktueller. In Europa verschwindet Gott aus der Öffentlichkeit, der Glaube an Gott verdunstet. Für viele Menschen in unserer nächsten Nähe, auch in der eigenen Familie, existiert Gott nicht mehr. Er spielt keine Rolle mehr, ist ohne Bedeutung in ihrem Lebenspraxis. Man verliert nicht plötzlich seinen Glauben an Gott, aber fast unmerkbar hört er auf, unser Leben zu prägen. Man braucht Gott nicht. Man kommt gut ohne ihn aus. Man macht höchstens noch bei einigen christlichen Festen mit, z.B. Weihnachten. Aber das beruht oft nur auf nostalgischen Erinnerungen aus der Kindheit, nicht auf wirklichem Glauben an Gott.
Es ist klar: In unserer heutigen Situation können wir nicht mehr einfach Christ sein aus Gewohnheit. Es verlangt eine vernünftige Begründung, persönliche Überzeugung, Entschiedenheit, Selbstbewusstsein. Wir müssen etwas für unseren Glauben, für unsere Beziehung zu Gott tun, auch wenn es nur kleine Schritte sind. - Was möchte ich in der kommenden Adventzeit besonders für meinen Glauben an Gott tun? Ist die Sehnsucht nach Gott in uns anwesend, vielleicht nur tief in uns?
In der Adventzeit wollen wir uns erneut und wachsam auf die Suche nach Gott machen. Gott, wo bist du? Wie kann ich dich spüren in meinem Leben? Wo kann ich dich erfahren in dieser Welt? Ich will meine Tür für dich aufmachen. Ich will mein Herz für dich aufmachen, damit du in mir wirken kannst. Jede Woche soll in uns ein Stückchen mehr Advent werden.